home

JUGENDZENTRUM/Teenager jammern, aber städtischer Treff wird zu wenig genutzt:
"Einzige Alternative: Der Döpke-Brunnen"

In der Freizeit ins Jugendzentrum “Grille"? Dafür fühlen sie sich zu alt. Ins Bierdorf? Geht auch nicht: "Das ist doch keine richtige Disco". Und zum Sportverein? "Wollen wir nicht." Was übrigbleibt als Treffpunkt für große Teile der Gifhorner Jugend, das ist der Döpke-Brunnen - auch nicht gerade das Wahre. Etliche Gifhorner Jugendliche wünschen sich deshalb ein selbstverwaltetes Jugendzentrum.

“Aber alle sagen, daß dafür das Geld fehlt", ärgert sich Torsten (21). Er ist Chef der Gifhorner Grünen-/Antifa-Jugend und trifft sich jede Woche mit der Gruppe.

Bei den gemeinsamen Abenden werden oft Erinnerungen wach. An die Baracken etwa, in denen die Gifhorner Jugend rund zwei Jahre lang unterkam ohne Genehmigung, "aber es hat garantiert niemanden gestört", meint Andy (25). "Doch irgendwann hat die Stadt die Hütten plattmachen lassen." Den Treffpunkt "Unemployed" gibt's längst nicht mehr; der Moorkater machte ebenfalls dicht.

"Wir stören keinen"

Was folgte, waren Demonstrationen der Jugend, Unterschriften-Aktionen für ein Jugendzentrum – und das nach Aussage der Jugendlichen über Jahre hinweg. Bislang allerdings ohne Erfolg.

Stadt soll es versuchen

Nicole (17) stellt klar: "Wir fordern ja nichts Unmögliches." Ein, zwei Zimmer zum Klönen, Musikhören, Spielen seien der größte Wunsch. "Vielleicht noch ein Raum, wo mal Bands aus der Gegend Konzerte machen können", ergänzt der 28jährige Frank.

Daß in einem von den Jugendlichen verwalteten Zentrum keine chaotischen Zustände ausbrechen werden, ist für Torsten klar: "Es wird wohl niemand Räume oder Möbel zerstören, für die er selbst die Verantwortung trägt." Auch mit Alkoholorgien oder Drogenexzessen müsse niemand rechnen.

Torsten: "Wir haben schon Räume vorgeschlagen, die sowieso leerstehen, und ein Nutzungskonzept eingereicht."

Andy ergänzt: "Klar, daß wir uns um Renovierung und Einrichtung kümmern würden."

“Auf jeden Fall sollte die Stadt das Ganze mal versuchen", sind sich alle einig. Und Nicole kann sich nur wundem: "Alle jammern darüber, daß wir immer am Döpke-Brunnen hängen. Aber wo wir sonst hinsollen, kann uns auch niemand sagen.”

---HINTERGRUNDSTORY---

DIE GRILLE/Stadt will Jugendlichen mehr Mitbestimmungsrechte in dem Treffpunkt einräumen
Selbstverwaltetes Zentrum ist nicht geplant

Die Marschrichtung der Stadt in Sachen Jugendzentrum ist ganz klar: "Pläne, ein selbstverwaltetes Zentrum zu errichten, hat die Verwaltung nicht", so Pressesprecherin Elke Rohrbeck gegenüber der AZ. Die Kommune befürchtet Alkoholmißbrauch, Vandalismus und fehlende Verantwortungsbereitschaft der jungen Leute. Erfahrungen aus anderen Städten und Gemeinden ließen diese negativen Auswirkungen vermuten.

Mitarbeiter der städtischen Jugendpflege hätten den Teenagern schon mehrfach angeboten, einen Raum im Jugendtreff "Grille" in der Ludwig-Jahn-Straße zu benutzen. Das hätten die jungen Leute aber stets abgelehnt. Weil sie, so meint Elke Rohrbeck, auf jeden Fall einen Treffpunkt ohne Aufsicht wollten. Die jedoch ist in der "Grille" dabei.

Trotz der Ablehnung eines selbstverwalteten Zentrums will die Stadt die Mitbestimmungsrechte in der "Grille" erweitern. In dem Jugendzentrum, das laut Stadt von zwölf- bis 19jährigen genutzt wird und in der Regel von 10 bis 22 Uhr geöffnet ist, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: ein Café, eine Holzwerkstatt, regelmäßige Discos und einen Raum speziell für Mädchen. "Leider sind aber viele offenbar zu träge, um hierher zu kommen", wundert sich ein Mitarbeiter.

AZ

home # lebenslauf # arbeitsproben print / radio # kontakt # eMail