SCHWARZFAHREN / Wer Bahn-Tickets erst im Zug kaufen will, macht sich schnell verdächtig Ahnungslosen geht’s an den Geldbeutel Auf dem Bahnhof Gifhorn-Isenbüttel war Anne-Lore Häusler in den Waggon gestiegen. “Einmal bis Gifhorn-Stadt" sagte sie dem Mann, der an ihren Platz kam und die Fahrkarten sehen wollte. Doch der Herr verlangte nicht 2,40 Mark - soviel kostet die Fahrt normal -, sondern satte 60 Piepen: Schwarzfahrer-Strafe! "Schwarzfahren? Das habe ich noch nie im Leben
gemacht", beteuert die 62jährige Westerbeckerin, die derart unschön zur Kasse gebeten wurde. "Ich war in Eile", erklärt Anne-Lore Häusler. "Wäre ich noch zum Ticket-Automaten gerannt, hätte ich den Zug garantiert verpaßt." So stieg sie ein und wartete auf den Schaffner, bei dem sie den Fahrschein kaufen wollte. "Früher konnte ich das doch auch immer so machen...”, wundert sich die Frau. “Eben
nicht", erwidert Bahn-Pressesprecher Hans-Jürgen Frohns auf AZ-Anfrage. “Wer ohne Fahrkarte einsteigt, muß sich sofort und unaufgefordert um eine bemühen", sagt der Experte aus Hannover. “Der Kunde sollte sich also gleich an den Schaffner wenden." Gibt es den nicht, wie auf vielen Kurzstrecken, sei der Zugführer der Ansprechpartner. Frohns: “Es ist immer jemand da, bei dem man nachlösen kann." Aber das sei
lediglich ein Notbehelf. “Nur, wenn die Schalter geschlossen und die Automaten defekt oder gar nicht vorhanden ist, dürfen die Kunden im Zug nachlösen", warnt Frohns. Zeitmangel zähle als Ausrede ebenso wenig wie Unwissenheit. Über die aktuellen Bestimmungen informiere die Bahn per Aufkleber an Zugtüren und in den Wagen. Trotz allem: Anne-Lore Häusler versteht die Welt nicht mehr, fühlt sich zu Unrecht
verdächtigt - und wird auch die 60 Mark nicht bezahlen. Beschweren will sie sich stattdessen, und zwar schriftlich. Doch Bahn-Sprecher Frohns weiß schon jetzt: “Die Erfolgsaussichten sind gering." AZ |